Olaf Ulbricht ist ein Erzähler. In seinen farbenfrohen
Gemälden nimmt er den Betrachter mit in eine Welt voller
Wunder.
Schauplatz der stillen, wie turbulenten Abenteuer ist eine
friedlich - ländliche Umgebung. Wie aus dem Märchen
erscheinen auch die rundlich - freundlichen Figuren.
Die wunderbaren Arbeiten wirken verträumt, sie scheinen
unserer Realität fern zu sein. Der Künstler gibt
jedoch Hinweise auf Zeit und Ort der Handlung: unsere Lebensgegenwart.
Kleine Details, wie etwa die Fahrbahnmarkierungen auf dem
Asphalt, zeigen dies deutlich.
Die Realität ist eine Bühne, ihre Qualität
belebt Ulbricht in der Tradition Marc Chagalls durch unwirkliche
Einfälle und Freiheiten. Bewußt verändert
er das Prinzip der Proportion und hebt so einzelne Figuren
oder die Schönheit eines Karottenbundes hervor, um damit
auf Besonderheiten der Schöpfung hinzuweisen.
Entgegen den früheren Gemälden Ulbrichts, die
oft an Ivan Generalic, den Großmeister der naiven Kunst
erinnerten, hat Olaf Ulbricht mit der kleinteiligen Miniaturmanier
gebrochen. Auch in den neuen Arbeiten ist der Reichtum an
Details geblieben, doch die Handschrift ist größer
geworden. In der thematischen Vielschichtigkeit hat Ulbricht
nun deutlich die Grenze zur naiven Kunst hinter sich gelassen
und ist ein großer "Erzähler" geworden.
Mit seinen neuen, im besten Wortsinn "fabelhaften"
Arbeiten hat Ulbricht dichte, lyrische Kompositionen geschaffen.
Mit kräftigem, großzügigen Strich hat Ulbricht
die Zeitkunst der Musik mit großer Dynamik in die Raumkunst
der Malerei umgesetzt.
Die Schwerkraft scheint aufgehoben. Wenn die Trompete erklingt,
tanzen die Häuser und Fenster, die Bäume wiegen
sich im Strudel der Musik. Auf anderen Arbeiten hat Ulbricht
die Elemente in Bewegung gebracht.
Karussellartig drehen sich Land und Wasser umeinander. Von
der Luft getrieben, von Licht durchglüht, erscheinen
Natur und Personal auf den unterschiedlichsten Fortbewegungsmitteln,
vom Reittier über Baum und Boot zum Automobil.
Colmar Schulte-Goltz, Bochum
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